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  • Thema Medienpolitik: Public Open Space

  • Thema Filmerbe

    Egon_Schiele_Selbstbildnis_in_gelber_Weste_1914_gemeinfrei
    Egon Schiele: Selbstbildnis in gelber Weste
    (1914, gemeinfrei)

    Meinungen, Kommentare und Glossen

    Was haben rheinland-pfälzische Akteure im Bereich Film- und Medienkultur – seien es FilmemacherInnen, filmkulturelle Veranstalter von Festivals und Filmvorführungen – mit den Gilets jaunes gemeinsam?

    Antwort: sie gehören zu den Abgehängten!

    In Rheinland-Pfalz ist es "normal", dass MitarbeiterInnen filmkultureller Institutionen und Initiativen geringfügig beschäftigt sind oder als Ehrenamtliche noch nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn erhalten.

    Im Land aufgewachsene oder ausgebildete Fachkräfte – sei es in der Film- und Medienproduktion, im Vertrieb oder Abspiel – fehlen den Hiergebliebenen, weil sie Rheinland-Pfalz in Richtung anderer Bundesländer verlassen, die für sie menschenwürdige Arbeit und vorteilhaftere Konditionen anbieten.

    FilmemacherInnen und lokale filmkulturelle Einrichtungen werden so 'doppelt bestraft'. Sie sind auf unausgebildete Freiwillige und Ehrenamtliche angewiesen und müssen unter qualitätsgefährdenten Verhältnissen und prekären Umständen arbeiten.

    Man stelle sich vor an einem Schauspielhaus würden von der Intendanz bis zur Bühnentechnik alle unter Tarif oder auf Minijob-Basis arbeiten und ein Opernhaus müsse seine Sänger aus Laienchören rekrutieren ...

    (s.a. Zahlen in der Rubrik Statistiken)



    Meinungen nach Themen


    Stichworte: „Zukunft Deutscher Film“ / neue Fördermodelle
    Prekariat
    Obwohl sie ohne staatliche Subventionen nicht überleben würde, tut unsere Filmwirtschaft  so, als ob sie ein florierendes kapitalistisches System wäre. Unter dem Banner der „Wirtschaftlichkeit“ entsenden Fernsehen und Kinowirtschaft ganz ungeniert ihre Vertreter in die Gremien und teilen  den Subventions-Kuchen unter sich auf:  Ein wenig effektives  - auf elegante Art korruptes System.  Die Währung, in der die Gremien geschmiert werden, ist ein wohl temperiertes Mittelmaß.
    (...) Gegen die Armut ist auch ein Bundesfilmpreis in Gold keine Garantie. Wie andere Künstler auch arbeiten sie als Helfer in Museen, in Städten wie Offenbach als von Stiftungen bezahlte Sozialarbeiter in der Betreuung von Schulkindern und Flüchtlingen, in  Medien- Kooperativen, in der unabhängigen Theaterszene . . .  Sie veranstalten Festivals, engagieren sich gegen Rassismus und Populismus und sind ständig auf der Suche nach Jobs, billigem Wohnraum und Ateliers. Sie gehören zu den  Verlierern im Sozialsystem und bilden gleichzeitig die unentbehrliche Schmiere in den Gelenken des Kulturbetriebes, der ohne sie erstarren würde.
    (...) Anstatt weitere Millionen in einen umfangreichen  Ausbau der Filmförderung zu stecken, sollten wir uns hier auf ein paar wichtigen Reparaturen beschränken und stattdessen für die unabhängige Künstlerszene ein bedingungslosen Grundeinkommen von € 1.200 mtl. einfordern.

    Quelle: E-Mail von Helmut Herbst (Filmemacher, emeritierter Prof. der HfG Offenbach, Birkert im Odenwald, 4.4.18) anläßlich seines Impulsreferats zum Lichter Filmfest, Frankfurt

    Wir leben in einem reichen Land, das jedes Jahr viel Geld für den Film ausgibt, ohne dass sich der hochbegabte und gut ausgebildete künstlerische Nachwuchs eine Zukunft ausrechnen kann, die ihren Talenten Chancen gibt.
    Edgar Reitz, Quelle: Filmfest München - 4 Thesen (s.a. Rubrik "Filmpolitische Manifeste")



    Stichworte: „Zukunft Deutscher Film“ / neue Fördermodelle
    Stärkung der Kinokultur
    Einigkeit bestand darin, dass das System der Filmförderung grundlegend überholt werden muss und die Kinokultur angesichts der ständigen Verfügbarkeit audiovisueller Inhalte neue Impulse braucht, um als sozialer Ort erhalten zu werden. Dazu gehört eine Filmbildung schon im vorschulischen Alter.
    aus: Presseinformation, Kongress "Zukunft deutscher Film", 7.4.2018


    Stichworte: Kulturförderung / Kulturangebot / Bildung
    Das Kulturangebot muß alle Sparten umfassen ... auch Film!
    Ohne Kommunale Kinos, Filmmuseen und Filmfestivals wäre Filmgeschichte öffentlich kaum mehr zugänglich. Sie sind das Gedächtnis des Films und Schulen des Sehens.
    Das gleiche gilt für die zeitgenössische Film- und Medienkunst. Künstler arbeiten heute in verschiedenen Medien, Bildhauer drehen Filme, Bildende Künstler zeigen Filme in Installationen, Filmemacher stellen in Galerien aus. Die Verwertungs- und Veröffentlichungswege unterscheiden sich wesentlich von kommerziellen Plattformen. Sie zeigen ihre Arbeiten in kulturellen Kinos, Museen und Galerien.
    – Filmkunst und Medienkunst kann man nicht dem Markt überlassen
    – Filmbildung sollte nicht dem Markt überlassen werden
    – das kulturelle Film- und Medienangebot darf nicht auf einzelne, wenige Events reduziert werden
    – hohe Qualitätsansprüche an öffentliche Kulturangebote sind einzufordern und angemessen zu finanzieren.
    (s.a. RLP-Daten hierzu in der Rubrik Statistiken)


    Stichworte: Kulturförderung / Wirtschaftsförderung
    Fördergelder müssen zu gleichen Teilen nach kulturellen wie ökonomischen Kriterien vergeben werden
    »Der Ausbau der Filmförderung zur primären Wirtschafts- und Standortförderung– nach europäischem Recht überdies fragwürdig – geht einseitig zu Lasten der Filmförderung als Kunst- und Kulturförderung. Als Mischformen aus Kultur- und Wirtschaftsförderung etikettierte Förderungen unterliegen fast immer bei genauerer Betrachtung überwiegend Wirtschaftskriterien. Heute beträgt der Anteil der Kunst- und Kulturförderung am jährlichen Gesamtetat der deutschen Filmförderung nur 10-15 Prozent.

    Wir erwarten, dass diese eklatante und dem Geist des Gesetzes widersprechende Schieflage beseitigt wird. Das neue FFG muss kulturelle und wirtschaftliche Filmförderung wieder ins Gleichgewicht bringen. Die Fördergelder müssen zu gleichen Teilen nach kulturellen wie ökonomischen Kriterien vergeben werden«.

    aus: Stellungnahme des Verbands der deutschen Filmkritik zur Novellierung des Filmfördergesetzes 2022, 15.04.2019


    Stichworte: Filmförderung / Wirtschaftlicher (Miss)erfolg
    Groteske Fehlkalkulationen
    Im Rückblick auf das Kinojahr 2018, dessen statistische Kennziffern noch nicht komplett veröffentlicht sind, fallen einem dann ein paar interessante Dinge auf. (...)
    Wirklich überraschend sind die Zahlen, die das Verhältnis von Fördergeldern und Kinobesuch dokumentieren. Da wird auf einmal Wim Wenders’ „Papst Franziskus“ zum erfolgreichsten Film des Jahres, der 400.000 Euro Förderung erhielt und von 488.000 Zuschauern gesehen wurde, was einem Quotienten von 0,82 entspricht (alle hier aufgeführten Zahlen sind ungefähre Werte!). (...)
    Und Hans Weingartners Roadmovie „303“ erzielte mit 161.000 Zuschauern noch einen Quotienten von 2,61.
    „Jim Knopf“ dagegen hatte zwar 1,8 Millionen Besucher, aber bei mehr als zehn Millionen Euro Förderung nur einen Quotienten von 5,62. (...)
    Vollends grotesk werden die Fehlkalkulationen bei Filmen wie „Drei Zinnen“ (Quotient 103,38 bei immerhin 1,1 Millionen Euro Förderung) und bei dem Actionfilm „Renegades – Mission of Honor“, in den 5,6 Millionen Euro flossen, was bei 17.000 Zuschauern einen Quotienten von 329,3 ergab.
    Weniger überraschend, dass Produktionen wie Ulrich Köhlers „In my Room“ und Philip Grönings „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“, bei denen niemand einen kommerziellen Erfolg erwartet hatte, mit Quotienten von 257,6 und 197,6 abschnitten.

    (...) für mehr Erfolg und Wirtschaftlichkeit haben weder erhöhte Fördersummen noch neue Kriterien gesorgt. In anderen Branchen würden solche notorischen Fehleinschätzungen, für die man hinterher dann gern das launische Publikum verantwortlich macht, dazu führen, dass Leute von ihren Aufgaben entbunden werden.

    Zitatquelle: Peter Körte, Frankfurter Allgemeine, 5.1.2019 www.faz.net/aktuell/feuilleton/kinojahr-2018-deutscher-film-15972423.htm



    Stichworte: Medienpolitik (ehemals Rundfunkpolitik), Kommunikationsinfrastruktur
    Öffentliche Räume im Internet erhalten – Public Open Space
    Intro:
    Das Internet hat sich in den letzten Jahren von einem offenen Freiraum, an dem alle partizipieren können, zu einem geschlossenen Marktplatz verwandelt, der von wenigen globalen Unternehmen dominiert wird. Das Internet war de facto ein öffentlicher Raum, der jetzt aber zu weiten Teilen privat betrieben wird.

    Insofern sich wesentliche Elemente und stetig wachsende Anteile der öffentlichen und privaten Kommunikation sich auf digitale Plattformen ins Internet verlagern, gilt es Räume zu schaffen, die nicht dem 'Hausrecht' (AGBs) von knapp zehn, überwiegend us-amerikanischen Unternehmen (FAANG) unterliegen.

    Der Erhalt und Betrieb einer (Kommunikations-)Infrastruktur ist politisch eine öffentliche Angelegenheit. Milliarden von WeltbürgerInnen haben das Grundrecht auf eine offene digitale Infrastruktur mit offenen Standards und freier Software. Mediale Öffentlichkeit(en) haben eine relevante Bedeutung für den demokratischen Diskurs und ebensolche Entscheidungsfindung (im Unterschied zu 'echo chambers' und 'filter bubbles' proprietärer Plattformen).

    ps. platform cooperativism für Filmschaffende
    Auch FilmemacherInnen benötigen eine unabhängige Plattform, um ihr Portfolio nach eigenen Regeln öffentlich anbieten zu können, ohne dabei auf werbefinanzierte Anbieter (wie YouTube) oder Dienstleister (wie Amazon Video, Vimeo Video) mit Servern in den USA angewiesen zu sein.

    Mögliche Modelle / Optionen:

    • Public Open Space historisch: Barlows „Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace“
    »Wir erschaffen eine Welt, in der jeder Einzelne an jedem Ort seine oder ihre Überzeugungen ausdrücken darf, wie individuell sie auch sind, ohne Angst davor, im Schweigen der Konformität aufgehen zu müssen« (John Perry Barlow,1996)

    • Meinungs- und Willensbildung - Bildungsauftrag
    Eine Plattform im Verbund der europäischen öffentlich-rechtlichen Medien und gemeinsam mit öffentlichen und zivilgesellschaftlichen Wissensinstitutionen.
    »Die Meinungs- und Willensbildung des demokratischen Souveräns mit vielfältigen Angeboten zu unterstützen, ist Kern des öffentlich-rechtlichen Auftrags. « (Volker Grasmuck in: Der Bildungsauftrag öffentlich-rechtlicher Medien, ORF, Public Value Jahresstudie 2016/17 „Der Auftrag: Bildung im digitalen Zeitalter“, Wien 2017

    • European Public Open Spaces (EPOS)
    »EPOS ist ein Pojekt zur Konzipierung öffentlicher Freiräume in der digital vernetzten Öffentlichkeit – Räume, die dem öffentlichen Interesse dienen, frei sind von staatlichen und marktwirtschaftlichen Einflüssen und europäische Ausmaße haben. Das Projekt ist ergebnisoffen und startet mit einer ersten Konzeptskizze, die sich vor allem aus aktuellen Debatten über Öffentlich-Rechtliche Medien (ÖRM) herleitet. ÖRM stehen aus verschiedenen Richtungen unter Druck, bleiben jedoch einer der wichtigsten Orte für öffentliche Politik, Kultur und Integration.«

    • Public Open Space Lesetipp
    Public Open Space, Zur Zukunft öffentlich-rechtlicher Medien.
    55 Beiträge aus österreichischer und internationaler Wissenschaft zur Medienzukunft, Veröffentlicht 2018, von Konrad Mitschka, Klaus Unterberger, ISBN: 978-3-7089-1740-5


    THEMA Filmerbe

    Das Kino passt auf keine Festplatte
    Wenn in Deutschland über die Rettung des Filmerbes diskutiert wird, geht es um Digitalisierung und um die Frage, welche Filme den Aufwand wert seien. Doch das ist der falsche Ansatz. Film ist nicht nur Inhalt und Material, sondern auch eine Kulturtechnik. (...)
    Alexander Horwarth (ehem. Direktor des Österreichischen Filmmuseums in Wien)
    Filmerbe in Gefahr
    Wir wollen vor allem die Verantwortlichen in Bund und Ländern bewegen, die dauerhafte Sicherung unseres filmischen Kulturerbes und seine zügige Digitalisierung stärker zu fördern sowie den Zugang zur Filmgeschichte im Kino und im Internet zu erleichtern.
    www.filmerbe.org
    s. auch Artikel zum Thema digitales Filmerbe von Reinhard W. Wolf: Obsolenz und digitale Medien



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